Tag Tagebuch
19. September 2002
Namaste allerseits. Nach zwei Tagen Regen heute endlich Kaiserwetter :-) Zum Frühstück gab es erstmal Gospel-Songs, Honig und Tikka. Danach ging`s Richtung Pashupathinat (fuer mich zum ersten Mal). Hier werden die Leichen gläubiger Hindus verbrannt und somit dem Kreislauf der Dinge zurückgegeben. In direkter Nachbarschaft befindet sich auch das einzige staatliche Altenpflegeheim Nepals. Die Augen der Bewohner erzählen eintausend Geschichten… Danach gab`s neue Mantras bei unserem offiziellen Schutzengel Kali. Zurück in Anam Nagar konnten Mennfield und Schlammi zuerst bei einem vom Taxi angefahren Fahrradfahrer erste Hilfe leisten und Navin`s Freund bei seinen Rückenschmerzen helfen. Gut für`s Mana. Säter Pommes und politische Gespräche auf Navin’s Dachterrasse. Morgen gibt`s Indrajatra und Vollmond.
20. September 2002
Ein Hoch auf den König, es lebe der König. Heute beginnt das Indra-Jarta-Fest, und auch König Gyanendra war zu diesem Anlass anwesend. Da die Legende verheißt, daß der, welcher den König sieht, ein Leben in Glück erfährt, war der Andrang entsprechend groß. Der Auftritt des Königs war eher sehr kurz, und die Reaktion des Publikums sehr verhalten. Die lebende Göttin Kumari, die zur Eröffnung des Festes der Menge präsentiert wird, war wegen des Andrangs leider noch schwerer abzulichten als der König. Jetzt bereiten wir uns auf den erneuten Aufstieg in die Berge vor. Wir müssen die mitgebrachten Geschenke noch unter die Kinder bringen. Vielen Dank nach Gelsenkirchen. Jetzt ist Ruhen angesagt, wir haben harte Tage vor uns. Bis Dienstag. Die Jungs am Rande der Zivilisation
21. September 2002
Hello, you need guide ?! Heute sind wir mit Hillary nach Bhaktapur gefahren. Uwe hat inzwischen das gesamte Gepäck für Naldum zu Christa ins SKM-Hospital nach Sankhu gebracht, und wollte mit Christa nach Boudha nachkommen. In Nepal hat vor einer Woche die Touristen-Saison begonnen, und so waren wir in Bhaktapur nicht allein, sondern umringt von fotografierenden Japanern, Amerikanern, Franzosen und Deutschen. Wo Touristen sind, sind auch Händler und Guides nicht fern, und um dem Gedränge zu entfliehen haben wir wieder unseren Spaziergang durch die anliegenden Siedlungen und Dörfer gemacht. Um Hillary schon einmal auf die Kinder in Naldum vorzubereiten, haben wir jede Menge sweets an die Schulkinder vor dem Siddhi-Hospital verteilt. Anschließend ging es nach Bhouda, zur großen Stupa, um Christa zu treffen. Eigendlich sind an Vollmondabenden viele Butterlichter um die Skulptur aufgestellt, diesmal hatte allerdings der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nach einem gemütlichen Abendessen mit den Volunteers sind wir endlich zum SKMH aufgebrochen, denn uns lockten schon die dort vorhandene warme Dusche und die weichen und bequemen Betten. Morgen müssen wir früh aufstehen, um nicht in der prallen Sonne nach Naldum herauf laufen zu müssen…
22. September 2002
Auf geht’s Buam! Nach einer erholsamen Nacht in den vorzüglichen Betten der Gästehäuser im SKMH sind wir diesmal früh nach Naldum aufgebrochen. Zum Glück schien zwar die Sonne nicht, dafür regnete es in Strömen, und wir mußten ja in Sankhu noch einen Träger finden. Uns war nach der letzten Erfahrung des Aufstiegs bewußt, daß wir die 15 Kg Geschenke für die Kinder unmöglich selbst auf den Berg tragen können. Also haben wir unter Bevölkerung an Sankhus’ Bushaltestelle nachgefragt. Nach anfänglichem Gelächter fand sich doch ein junger Mann, der bereit war das Gepäck nach Naldum zu tragen. (wir haben ihn dafür reichlich entlohnt) Da der Träger auch zwischenzeitlich Uwes’ Rucksack trug, war er es auch, der nach 2 1/2 h Aufstieg den Triumpfschrei “Kattike!!” ausstieß. Die erste Etappe war geschafft. Beim Abstieg zum Health-Post kam uns bald schon der nepalische Michel aus Lönneberger, Ganesh, entgegen. Am Post haben wir dann erst einmal Ganesh’ Familie und das Hausmeisterehepaar mit Gaben eingedeckt. Zum Schulschluß hat Ganesh dann die Kinder des Dorfes zusammengetrommelt, und wir haben in insgesamt 5 Etappen (die Abendschule eingeschlossen) Weihnachtsmänner gespielt. Den Kindern von Naldum muß dieser Tag wie Weihnachten, Neujahr, Geburtstag und Ostern zugleich vorgekommen sein. Innerhalb kürzester Zeit waren wir von Hundert glücklichen Kinderaugen umringt. Am Nachmittag lernten wir noch eine Variation von “Fangenspielen” kennen. Das besondere an diesem Spiel, wir haben die Regeln nicht wirklich verstanden, war, daß die Spieler unter lauten “Tutututututu-Rufen” versuchten den Gegner in den Schwitzkasten zu nehmen und auf der eigenen Spielhälfte festzuhalten. Wir haben die Chance genutzt und das alte Spiel “Bockspringen” in Nepal eingeführt. Übrigens: Frisbee-Spielen war ebenfalls der Renner, leider hielten die gespendeten Scheiben dem Spieltrieb eines Ganesh nicht lange stand und zerbrachen bereits nach kurzer Zeit. Nachdem wir bewirtet wurden, und einen herrlichen Sonnenuntergang genießen konnten, hat Uwe wieder etwas Deutsch unterrichtet, alle haben getanzt und gesungen, und zum Abschluß gab es noch eine Geschenkerund in Zweierreihen, um alle zu erreichen. Nach einer etwas unruhigen Nacht (wir haben noch die Haut eines Gürteltiers gesehen), und paranoiden Gedanken über merkwüedige Tiere und Geräusche brachen wir mit dem Sonnenaufgang zurück nach Sankhu auf. Der Aufstieg nach Kattike hat Hillary bis an seine Belastungsgrenze gebracht, so daß er in Kattike körperlich und geistig am Ende war. Aber die White Peaks auf dem Weg und die Cola in Kattike weckten seine Lebensgeister wieder. Durch Wolken und anschließenden Sonnenschein erreichten wir in Rekordzeit das SKMH, wo wir uns erst einmal in den Betten ausruhten, und nach einem leckeren Mittagessen nach Kathmandu fuhren. Wir waren ja schließlich zum Reibekuchenbacken bei KP verabredet. Für Hillary war dieser Tag, so meinte er, das beeindruckenste das er in seinem Leben je erlebt hat. Wir können uns hier nur anschließen. Bis bald, hier hat das Spenden wirklich Sinn und Spaß gemacht. Danke an an die Spender:
- Karl Heinz Bärwolf gen. Ziegenbart (Gelsenwasser)
- Frau Dienel (Autohaus Dienel)
- Frau Hesse (Fa. The Best by Baumstark)
- Frau Neugebauer (Schalke 04 - Fanshop)
- Frau Sandra Boris (Fa Raphaela by Brax)
- Hillary`s Mutter
- und Vatta Schlarmann (Hosen-Müller)
23. September 2002
Kochstudio Trotz der anstrengenden Tage haben wir am Abend bei KP gekocht, und zwar Reibekuchen mit Apfelmus. Christa und Navin waren natürlich auch eingeladen, und den beiden hat`s richtig gut geschmeckt. Wir hatten uns noch einen riesigen Stapel Reibekuchen mit nach Hause genommen, dann aber die Tüte im Taxi vergessen…. Schluchz und Jammer, die erschöpften Jungs….